31. Mai 2012 Web_Master_KuKL

SCHWARZER BERG

„Schwarzer Berg“, Objekt von Frau Prof. Christina Kubisch, die in Berlin lebt. Es wurde 1993 in Lünen-Süd, Jägerstraße, vor der Sparkassengeschäftsstelle installiert. Das Objekt erinnerte an den Untertagebergbau in Lünen, in dem es einen Flöz abbildete, der sich an dieser Stelle befindet. Das Objekt wurde mehrfach von Vandalen beschädigt und ist unwiederbringlich zerstört.

Künstlerin: Frau Prof. Christina Kubisch

ERLÄUTERUNGEN DER KÜNSTLERIN

Eine dreieckige flache Schieferplatte, deren Form an einen Berg erinnert, wurde senkrecht stehend in einen flachen, runden Sockel eingelassen. Auf beiden Seiten der dunkelgrauen, leicht unregelmäßigen Oberfläche des Schiefers befindet sich ein (eingeritztes) Zeichen, dessen Linien mit weißem fluoreszierendem Pigment nachgezogen wurden.

Auf einer Seite wird (reduziert wie ein Symbol) ein Bergbautunnel dargestellt, auf der anderen Seite ein abstrahierter Plan von Schachtanlagen aus dem Kohlebau.

Im Sockel eingelassen, ziemlich dicht vor dem Stein befindet sich auf jeder Seite eine Schwarzlichtlampe mit rundem Gehäuse. Die Lampe strahlt ihr ultraviolettes Licht auf das weiße Zeichen und bringt es so zum Fluoreszieren. Es handelt sich um ein intensives, warm-weißes Leuchtpigment.

Je nach Tages- oder Nachtzeit und/oder den wetterbedingten Lichtverhältnissen werden die pigmentierten Strukturen stärker, intensiver und auch magischer wirken. Am intensivsten ist die Leuchtkraft natürlich in der Dunkelheit. Die Lampen sollten – mit Ausnahme von einigen Nachtstunden – immer angeschaltet sein.

Der Sockel ist mit schwarzer Kohle bedeckt (feine Splitter), so dass der Berg aus Stein aus der Kohle hervorzukommen scheint. Die gesamte Skulptur befindet sich unter einer durchsichtigen, kuppelartigen Halbkugel. Der Flansch der Kuppel ist mit dem Sockel fest verbunden. Das Material ist witterungsbeständiges Plexiglas. Die Form der Kuppel erinnert im Querschnitt ebenfalls an eine Tunnelform.

„Schwarzer Berg“ ist eine Lichtinstallation, die interaktiv mit den sie umgebenden Lichtverhältnissen „kommuniziert“. Die fluoreszierenden Zeichen beziehen sich auf Lünen-Süd als ehemalige Bergarbeiterkolonie.

Standort: Gelände vor der Sparkasse Lünen-Süd. Pflaster oder Rasen. Die Arbeit steht mit ihrer runden Grundform auch in architektonischer Verbindung zu dem Sparkassengebäude selbst. Der Platz vor der Sparkasse ist, auf ca. halber Höhe der Jägerstraße, ein Ort, der indirekt die fehlende Stadtmitte ersetzt. Es gibt dort Sitzmöglichkeiten, eine Grünanlage und einen Platz, der die gradlinige Geschäftsstraße erweitert. Die Lichtskulptur ist so platziert, dass sie bequem von beiden Seiten betrachtet werden kann.

Stein

Breite: 140 cm
Höhe: 90/100 cm
Tiefe: 3/4 cm

Kuppel

Querschnitt (entspricht dem des Sockels): Ø 1,50 m
Höhe: ca. 100 cm
Sockelhöhe: 10 cm

» DER BERGBAU GEHT. OBEN HINTERLÄSST ER ERINNERUNG. UNTEN KOHLE. «

Dieser Satz über die Schließung der Zeche Achenbach in einer Tageszeitung war einer der Ausgangspunkte für mein Projekt. Lünen-Süd ist ein Stadtteil, der wenig „Geschichte“ vorzuzeigen hat. Die Häuser der Jägerstraße sind relativ einheitlich renoviert worden, die Straße selbst wurde kürzlich saniert. Spuren aus der Vergangenheit sind Häuser der Bergarbeiterkolonien, die Kirche. Alles in allem ein ziemlich anonymer Ort, ohne ein wirkliches Zentrum.

Der Zeitungsbericht machte auch klar, dass erhaltungswürdige Verwaltungsgebäude der Zechenstraße aus Kostengründen abgerissen werden müssen. Neues Gewerbe soll dort angesiedelt werden.

Zweiter Ausgangspunkt war eine weiße Zeichnung auf Asphalt, von Kindern der Kielhornschule in Lünen auf ihrem Schulhof gemalt. Die Schulleiterin sagte mir, dass die Kinder viel in diesem spiralförmigen Gebilde spielen. Die weiße Farbe auf dem dunklen Untergrund wirkte auf mich fast wie eine prähistorische Zeichnung, etwa, was indirekt an die Kraft der Symbole erinnert. Die zwei Zeichen, die auf der Schieferplatte angebracht werden sollen, sind so stilisiert, dass sie ebenfalls wie Symbole oder magische Zeichen wirken. Es sind aber reale Nachbildungen aus dem Bergbau.

Schiefer selbst ist dafür ein idealer Untergrund, da seine in vielen Schichten gewachsene Struktur der der auch aus vielen Schichten entstandenen Kohle ähnlich ist.

Die Kuppel über der Lichtskulptur ist nicht nur als Schutz gedacht, sondern ist auch inhaltlicher Teil der Arbeit. Wertvolle Dinge aus der Vergangenheit, die man aufbewahrt, werden zum Beispiel unter eine Schutzhaube gestellt. Auch Souvenirs werden mit solchen (Miniatur-)Hauben verkauft und stellen ein Idyll dar, was es nicht mehr gibt. Die Kuppel erinnert auch an die halbrunden unterirdischen Schächte des Bergbaus. Sie bedeutet also in einem gewissen Sinn Erinnerung an vergangene Geschichte.